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Focus Magazin April 26, 2004

IRAK; USA; Der Kastanien-Job

Die Allianz im Irak broeckelt. US-Praesident George W. Bush nimmt Kurs auf Uno und Nato

Fuer Colin Powell ist das halb leere Glas immer noch halb voll: "Natuerlich sind wir enttaeuscht, dass Spanien und Honduras es fuer noetig halten, ihre Leute aus dem Irak abzuziehen", erklaerte der US-Aussenminister vorige Woche in Washington: "Aber ich habe in den letzten 48 Stunden mit vielen Kollegen gesprochen. Und alle haben mir bisher ihre Unterstuetzung zugesichert."

Broeckelnde Allianz? Nach dem begonnenen Abzug von 1300 spanischen und 370 honduranischen Soldaten muss sich die US-Regierung bemuehen, ihre "Rest -Koalition der Willigen" zusammenzuhalten. Bis Ende Juni will auch Norwegen seine 150 Militaeringenieure zurueckbeordern, die bei Basra Dienst tun. Als Begruendung gab Aussenminister Jan Petersen an, das Engagement der Norweger in Afghanistan habe "hoechste Prioritaet". Damit fiel ein weiterer Nato-Partner. Fast lautlos, worum man in Oslo offenkundig sehr bemueht war. Auch die Dominikanische Republik plant den Abzug von 300 Mann, in Thailand und auf den Philippinen denkt man immer lauter ueber ein Ende der Mission nach.

Spanien setze Leben aufs Spiel mit seinem ueberhasteten Abmarsch, erklaerte ein hoher Regierungsbeamter der Tageszeitung "Washington Post". Einige US -Medien wie der konservative Fox-Nachrichtenkanal werfen den abtruennigen Verbuendeten ganz unverbluemt Feigheit vor. Um die durch den Truppenabzug der Koalitionspartner entstandene Luecke aufzufuellen, sollen zunaechst 20000 US -Soldaten drei Monate laenger als geplant im Irak bleiben. Das wird die USA etwa 700 Millionen Dollar kosten. Insgesamt schlaegt der Irak-Einsatz jeden Monat mit 4,7 Milliarden Dollar zu Buche. "Wir brauchen allein fuer dieses Jahr zusaetzlich 50 bis 75 Milliarden Dollar, um den Irak-Krieg zu finanzieren", klagte juengst Republikaner-Senator Chuck Hagel, fuehrendes Mitglied im Geheimdienstausschuss. Wer das bezahlen soll? Bushs demokratischer Herausforderer John Kerry haette da ein Idee: Er wuerde die Irak-Mission komplett unter UN-Mandat stellen. So weit will Bush nicht gehen. Allerdings liebaeugelt auch der US-Praesident zunehmend mit der Weltorganisation.

"Niemals werden die USA die militaerische Kontrolle im Irak abgeben", ist UN -Experte Edward Luck, Professor an der New Yorker Columbia-Universitaet, ueberzeugt: "Ausserdem wuerde die Uno diese Verantwortung auch gar nicht uebernehmen wollen." Aussenminister Powell favorisiert eher eine Nato-Mission. Die Allianz solle "ueber eine neue kollektive Rolle im Irak" nachdenken, hatte er erst Anfang April den Verbuendeten in Bruessel eingeschaerft. Fuer einen Irak-Einsatz braeuchte aber auch die Nato das gruene Licht der UN. Vorige Woche ernannte Bush den amerikanischen Chefdiplomaten bei den UN, John Negroponte, zum US-Botschafter in Bagdad. Negroponte gilt als einer der engsten politischen Freunde der Familie Bush. Und als Person, die Bruecken zu den Verbuendeten schlagen kann. "Das ist ein Signal, dass die USA an einer staerkeren internationalen Beteiligung sehr interessiert sind", meint Jeswald Salacuse, Professor fuer Diplomatie an der Tufts-Universitaet in Massachusetts: "Aber vielleicht ist das nur ein politisches Feigenblatt."

UN-Generalsekretaer Kofi Annan moechte "auf absehbare Zeit keine UN-Delegation in den Irak entsenden". Grund sei die Sicherheitslage im Land. Salacuse nennt einen weiteren: "Annan fuerchtet, dass die USA von den UN nur einen Blankoscheck fuer den Irak haben wollen." Auch Politologe Luck bezweifelt, dass die Weltorganisation die Kastanien aus dem Feuer holen moechte: "Bush hat die UN monatelang als irrelevant behandelt. Jetzt sollen sie ploetzlich den Wunderheiler spielen."

Allianz mit Schwund

Gesamtstaerke der alliierten Soldaten im Irak 162713

    USA 		135000
    Grossbritannien 11000
    Polen 		2400
    Italien 	2700
    Ukraine 	2000
    Spanien 	1300
    Niederlande 	1100
    Australien 	1000
    Suedkorea 	700
    Rumaenien 	800
    Bulgarien 	470
    Daenemark 	496
    Thailand 	460
    Honduras 	370
    El Salvador 	360
    Ungarn 		300
    Dom. Republik 	300
    Nicaragua 	230
    Singapur 	200
    Mongolei 	180
    Aserbaidschan 	151
    Norwegen 	150
    Lettland 	121
    Portugal 	128
    Litauen 	105
    Slowakei 	105
    Philippinen 	 96
    Tschechien 	 80
    Japan ca. 	 75
    Albanien 	 70
    Georgien 	 70
    Neuseeland 	 60
    Estland 	 55
    Kasachstan 	 29
    Mazedonien 	 28
    Moldawien 	 24
    

: Laender, die den Militaerrueckzug bereits beschlossen haben

: Quellen: GlobalSecurity.org, Stand: Maerz 2004; rumaenische Regierung


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