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BFrankfurter Rundschau July 10, 2003

Israel liegt nun in Reichweite

Irans Mittelstreckenrakete "Schahab-3" ist offensiv ausgelegt

Nachdem Iran kürzlich bestätigt hat, die Testreihe für seine Mittelstreckenrakete "Schahab-3" erfolgreich abgeschlossen zu haben, verfügt das islamische Land somit erstmals über eine Rakete, die einen eindeutig offensiven Charakter besitzt. Bislang bestand das Arsenal Irans lediglich aus Kurzstreckenraketen zur Selbstverteidigung.

Von Daniel Herrmann

FRANKFURT A. M., 10. Juli. Die "Schahab-3" ist ein Derivat der nordkoreanischen "Nodong-1", deren Entwicklung Iran mitfinanziert hat. Bereits 1993 sollte der Mullah-Staat eine Raketenlieferung aus Nordkorea erhalten. Damals übten die USA Druck auf das Regime in Pjöngjang aus und konnten so den Schiffstransport verhindern. Ein Transfer des Know-Hows fand offenbar dennoch statt.

1997 lagen Israel Geheimdienstberichte vor, wonach Iran binnen zwei Jahren fähig sei, sein Raketenprogramm abzuschließen. US-Satelliten nahmen Ende 1997 Bilder eines Raketenmotortests in einer Rüstungsfirma südlich von Teheran auf. Im folgenden Jahr gab es erste Flugversuche, die aber zumindest teilweise fehlschlugen.

Am 15. Juli 2000 bestätigte das iranische Verteidigungsministerium den erfolgreichen Test einer "Schahab-3"-Rakete. Zugleich hieß es in der Verlautbarung, Iran beabsichtige nicht, seine neue Waffe gegen andere Länder einzusetzen.

Dann wäre aus militärischer Sicht aber die kostspielige Entwicklung einer Rakete mit einer Reichweite von 1300 Kilometern völlig unnötig. Iran besaß schon vorher ein Arsenal von weiterentwickelten "Scud"-Raketen aus nordkoreanischer Produktion - ähnlich wie Nachbar Irak. Mit einer Reichweite von maximal 500 Kilometern waren diese Raketen auf die Landesverteidigung ausgelegt und nur bedingt geeignet, biologische, chemische oder nukleare Gefechtsköpfe zu verschießen - auf diese Entfernung ist der Einsatz von Massenvernichtungswaffen für die eigenen Truppen und die eigene Bevölkerung zu gefährlich.

Erzfeind Israel lag bisher außerhalb der Reichweite iranischer Raketen. Das hat sich mit der "Schahab-3" nun geändert.

Iran baut sein Raketenprogramm offenbar weiter aus. Der US-Militärexperte John Pike vom Thinktank "Globalsecurity" berichtet in seinem Internetdienst von der "Schahab-4", für die es zwar bislang noch keine Flugerprobung gegeben habe, die aber Ziele etwa in Deutschland erreichen könne. Die Technik basiere auf der nordkoreanischen "Nodong-2" oder der russischen "SS-4". Wahrscheinlich werden iranische Forscher beide Technologien miteinander kombinieren. Irans Verteidigungsminister Ali Schamchani kündigte im Juli 2000 an, die "Schahab-4" könne auch als Trägerrakete für Satelliten dienen.

Daneben meldete die Nachrichtenagentur Reuters 1996, Iran entwickle eine Rakete vom Typ "Schahab-5", die eine Reichweite von 5500 Kilometer haben solle und so Europa und weite Teile Russlands abdecke. Das jüngste Rüstungsprojekt ist die "Schahab-6". Laut Pike gibt es Quellen, wonach der iranische Konzern Shahid Bagheri eine Rakete entwickle, die 10000 Kilometer weit fliegen könne. Damit rücke der Osten der USA ins Visier der Mullahs. Der Militärexperte räumt aber ein, dass diese Berichte schlecht dokumentiert und deswegen eher spekulativ seien.


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