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Associated Press March 20, 2003

Terrorismus die groesste Gefahr nach Angriff auf Irak

Nukleare und chemische Verseuchung nicht ausgeschlossen; Kuenftige stabile Regierung in Bagdad nicht absehbar

BY Korrespondent Niko Price

Nach dem Kriegsbeginn am Golf lautet die beherrschende Frage: Wie lange? Die Strategen in Washington hoffen auf einen schnellen Sieg. Dieser optimistischsten Erwartung stehen Horrorvisionen von einer atomaren, biologischen und chemischen Verseuchung der Golfregion und von einer Welle von Terroranschlaegen in Amerika und Europa gegenueber.

In ihrem ersten Golfkrieg von 1991 stiessen die Alliierten auf weitaus weniger irakischen Widerstand als erwartet. Die meisten Strategen gehen jedoch davon aus, dass der irakische Staatschef Saddam Hussein diesmal bis zum letzten Blutstropfen kaempfen wird - schliesslich planen die USA seinen Sturz. "Er steht mit dem Ruecken zur Wand und hat nichts zu verlieren. Also wird er zumindest als glorreicher Held untergehen wollen", meint Richard Betts, Verteidigungs- und Terrorismusexperte an der New Yorker Columbia-Universitaet.

Sollte Irak also tatsaechlich Massenvernichtungswaffen besitzen, wie die USA immer betont haben, dann koennten diese jetzt auch zum Einsatz kommen. Im letzten Golfkrieg wurden insgesamt 39 Scud-Raketen auf Israel abgefeuert. Es wird nicht ausgeschlossen, dass Israel auch diesmal angegriffen werden koennte - und zwar mit Raketen, deren Sprengkoepfe moeglicherweise mit chemischen oder biologischen Kampfstoffen gefuellt sind. Dies wiederum koennte die Regierung in Jerusalem dazu veranlassen, mit Atomwaffen zurueckzuschlagen.

Die Folgen sind kaum auszudenken: Millionen Iraker kaemen ums Leben, die gesamte Region waere verseucht, andere islamische Staaten koennten zum Kampf gegen Israel ruesten. Als letzte Konsequenz droht dann ein Weltkrieg. "Der Irak-Krieg koennte die Geschichte und das Schicksal des Nahen und Mittleren Ostens fuer das gesamte Jahrtausend bestimmen", meint John Pike von GlobalSecurity.org, einem unabhaengigen Institut fuer militaerische Studien.

Eine andere Horrorvision leitet sich von der Tatsache ab, dass die Beziehungen Washingtons zur muslimischen Welt nun unweigerlich leiden werden, was in der Region mit Sicherheit zu einer Radikalisierung fuehren wird. So koennte der pakistanische Praesident Pervez Musharraf, der sich im Afghanistan-Feldzug nach den Terroranschlaegen vom 11. September auf die Seite der USA gestellt hat, jetzt unter weitaus staerkeren Druck der Islamisten kommen. Sollten diese Musharraf stuerzen, koennte auch der Konflikt Pakistans mit dem Nachbarland Indien weiter eskalieren - bis zum Einsatz von Atomwaffen.

Zwtl: Jahrelange Vergeltungsschlaege zu befuerchten

Diese Szenarien moegen etwas weit hergeholt sein. Keinen Zweifel gibt es unter den Experten aber in der Einschaetzung, dass die Gefahr des Terrorismus mit all seiner Unberechenbarkeit gestiegen ist. Betts von der Columbia-Universitaet spricht von einem um 20 bis 25 Prozent erhoehten Risiko, und seiner Ansicht nach koennte schon ein "unspektakulaerer Anschlag" Zehntausende Menschenleben kosten. Selbst wenn der Krieg schnell zu Ende sein sollte - irakische Agenten oder Kaempfer des Terrornetzwerks El Kaida und anderer Organisationen koennten noch jahrelang Vergeltung ueben.

Und schliesslich bleibt die Frage offen, wie Irak nach einem Sturz Saddam Husseins regiert werden soll. Die USA haben erklaert, sie blieben so lange vor Ort wie notwendig, um dem irakischen Volk beim Wiederaufbau seines Landes zu helfen. Dies koennte amerikanische Truppen auf Jahre hinaus zum Verbleib in einem fuer sie gefaehrlichen Teil der Welt zwingen. Denn eine stabile Regierung in Bagdad ist angesichts der Zerstrittenheit der Opposition vorerst kaum zu erwarten.

In einen etwaigen Machtkampf zwischen den oppositionellen Gruppen koennten sich wiederum Nachbarlaender wie Iran und Syrien oder die Tuerkei einschalten. Sie alle haben ein Interesse daran, denjenigen Organisationen zum Sieg zu verhelfen, die sie schon jetzt unterstuetzen. Denn zweifellos wollen sie im Land mit den zweitgroessten Erdoelreserven der Welt kuenftig eine ihnen genehme Regierung sicherzustellen. Auch hier sind also zahlreiche Konflikte abzusehen.


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