
Frankfurter Rundschau September 4, 2002
Zwischenstopp in der Werft
Von zwölf US-Flugzeugträgern sind nur zwei einsatzfähig
Von Daniel Herrmann
Den US-Strategen dürfte das Internet-Angebot von Globald Security ein Dorn im Auge sein. Ein fünfköpfiges Experten-Team veröffentlicht hier seit zwei Jahren Daten über Truppenbewegungen der US-Streitkräfte. Auch die Fahrten der zwölf Flugzeugträger der US-Navy protokolliert die unabhängige Organisation. Derzeit seien nur zwei Meeresgiganten einsatzfähig.
Kurz nach seiner Amtseinführung besuchte der damalige US-Präsident Bill Clinton den Flugzeugträger Theodore Roosevelt. Den 3200 Soldaten an Bord rief er zu: "Wenn in Washington das Wort Krise fällt, dann ist es kein Zufall, dass die erste Frage lautet, die sich jeder stellt: Wo ist der nächste Flugzeugträger?" Auch nach den Anschlägen vom 11. September in Washington und New York beorderte George W. Bush alle verfügbaren Flugzeugträger in den Persischen Golf. Als erste nahmen die Enterprise und die Carl Vinson am 16. September Kurs auf die Krisenregion, die Kitty Hawk und die Theodore Roosevelt folgten im Oktober. Zwischendurch kreuzte auch die John C. Stennis in den Gewässern. Die Dwight D. Eisenhower kam im Februar diesen Jahres zur Ablösung, die John F. Kennedy folgte im März.
Elf Flugzeugträger unterhält die US- Navy derzeit, der zwölfte, die Harry S. Truman, befindet sich kurz vor Indienststellung. Bis 2008 folgen die Ronald Reagan und die Lexington. Gleichzeitig werden die Kitty Hawk und die Constellation ausgemustert, die seit 1961 die Weltmeere kreuzen. Damit wäre die Flugzeugträgerflotte, die aus elf aktiven Booten und einer Reserveeinheit besteht, wieder komplett.
In der aktuellen Krise können die Strategen aus dem Pentagon aber offenbar nur auf zwei einsatzfähige Flugzeugträger zurückgreifen. Die unabhängige Organisation Global Security, die nach eigenen Angaben innovative Konzepte für die wachsenden Sicherheitsherausforderungen des neuen Jahrtausends untersucht, verfolgt die Bewegungen der Flugzeugträger. Nach den Kampfeinsätzen vor Afghanistan müssen die meisten Schiffe nun zur turnusmäßigen Wartung in die Werft. Bei der Dwight D. Eisenhower etwa stehe ein dreijähriges Werftprogramm an, die John F. Kennedy wird nach Informationen von Global Security bis 2003 im Marinestützpunkt Mayport überholt. Die schwimmenden Militärflughäfen seien darauf ausgelegt, bis zu sechs Monate im Einsatz zu bleiben. Dazwischen verbrächten konventionell betriebene Flugzeugträger im Schnitt 9,8 Monate im Hafen und auf Ausbildungsfahrten, Schiffe mit nuklearem Antrieb setzten sogar 10,6 Monate aus.
Nur zwei Schiffe seien derzeit einsatzbereit: Die Abraham Lincoln wurde am 8. August 2002 letztmals im Hafen von Pearl Harbor gesehen - immerhin rund 13500 Kilometer von Bagdad entfernt. Sie befindet sich nach Informationen von Global Security auf dem Weg zu einem sechsmonatigen Einsatz im Westpazifik und im Persischen Golf. Ebenfalls in der Region dürfte sich die George Washington aufhalten, die am 13. Juli den Suez-Kanal passierte.
Unklar sind die Angaben von Global Security bei der Kitty Hawk, die sich offenbar seit Juni auf Ausbildungsfahrt in japanischen Gewässern aufhält. Auch die Constellation scheint kaum für einen Kampfeinsatz gerüstet: Das Schiff ist im Ausbildungseinsatz vor der Küste von San Diego unterwegs. Im kommenden Jahr soll der zweitälteste Flugzeugträger der US-Navy außer Dienst gestellt werden.
Außer den Flugzeugträgern unterhält die US-Armee zahlreiche Militärbasen in der Krisenregion um Irak. Auch dazu liefert Global Security im Internet eine ausführliche Liste. Während der Kuwait-Krise in den neunziger Jahren war die Shaikh Isa Air Base in Bahrain ein wichtiger US-Stützpunkt. Neben Kampfflugzeugen und Bombern waren auch Tankflugzeuge und Patriot-Raketen auf dem Flughafen des kleinen Inselstaates stationiert.
Auf der jordanischen Shaheed Mwaffaq Air Base ist die 1200 Soldaten zählende 4417th Air Expeditionary Force stationiert. Die südliche Flugverbotszone wird unter anderem von hier aus überwacht.
Schon 1996 operierten von der Al Udeid Air Base in Katar aus 30 Kampfjets und vier Tankflugzeuge. Inzwischen wurde die Start- und Landebahn verlängert, sie ist nun die längste in der Golfregion.
Insgesamt zählt Global Security 22 Basen rund um Irak.
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