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Financial Times Deutschland 7.8.2002

Pentagon legt Bush Plan für Irak-Invasion vor

Von Hubert Wetzel, Berlin

Das US-Verteidigungsministerium hat Präsident George W. Bush einen neuen Plan für einen Krieg gegen Irak vorgelegt. Militärexperten sehen einen Krieg näher rücken.

Das Konzept, das Bush und seinen Beratern am Montag präsentiert wurde, sieht laut "Wall Street Journal" den Einsatz von 50.000 bis 80.000 Soldaten vor - deutlich weniger als die bis zu 250.000 Mann, die in älteren Konzepten enthalten waren. Über den neuen Plan sickerten nur wenige Details durch. Dem "Wall Street Journal" zufolge sollen die US-Streitkräfte sich aus schweren gepanzerten und leichten Infanterieeinheiten zusammensetzen, die von massiven Luftangriffen unterstützt werden. Ziel sei ein schneller Schlag gegen die bei Bagdad stationierten irakischen Eliteeinheiten der Republikanischen Garden - mit der Hoffnung, dass der Rest der irakischen Armee danach aufgibt.

Beobachter werteten die Präsentation des Vorschlags im Weißen Haus als Zeichen, dass die Kriegsvorbereitungen in Washington weit fortgeschritten sind. "Das klingt so, als ob man sich einem Plan annähert, den sowohl die Militärs als auch die Politiker umzusetzen bereit sind", sagt der Militärexperte John Pike. "Diese Einigung ist bei jedem Krieg ein großes Problem."

Militärs fordern hohe Mannstärke

Erst vor wenigen Tagen hatten US-Zeitungen berichtet, dass die zivile Pentagon-Spitze unzufrieden mit den bisherigen Konzepten des Militärs sei. Während die Politik eine relativ kleine und rasche Aktion durchführen wolle, beharre die Generalität im Pentagon auf hohen Truppenzahlen.

Der am Montag vorgestellt Plan erfüllt im Wesentlichen die Forderungen der Politik. Je kleiner und schneller eine Operation wird, desto geringer sind die politischen und militärischen Risiken für Washington in der Vorbereitungsphase: Drei bis vier Divisionen lassen sich in wenigen Wochen an den Golf verlegen, ein Großteil des schweren Kampfgeräts kann vorher fast unbemerkt dort eingelagert werden. Irak hat so kaum Zeit für einen möglichen Präventivangriff. Zudem dürfte der Widerstand europäischer und arabischer Länder bei einem kurzen Krieg geringer sein.

Zugleich erhöht ein begrenzter Einsatz jedoch das Risiko für die kämpfenden US-Soldaten. Wenn die irakische Armee nicht wie erwartet zügig aufgibt, könnten sie in ernste Gefahr geraten. Bisher ist der neue Plan offenbar nur eine grobe Blaupause. Die Kommandeure der Teilstreitkräfte wurden noch nicht im Einzelnen informiert. Ob sie das neue Konzept klaglos hinnehmen, ist offen. Ebenso ist denkbar, dass sie die Truppenzahl mit Sonderwünschen und Einwänden wieder in die Höhe treiben.

Schneller Einmarsch

Wird der Plan umgesetzt, rechnen Militärexperten mit einem schnellen Marsch von Kuwait aus auf Bagdad, durch die Wüste im Westen Iraks. Vor der Hauptstadt müsste die Truppe dann den Fluss Euphrat überqueren, in Bagdad zudem den Tigris.

Der in den Medien erwähnte Mix aus schweren und leichten Einheiten spricht für einen Einsatz des 18. Luftlandekorps der US Army. Dazu gehört die 101. Luftlandedivision mit ihren Massen an Kampf- und Transporthelikoptern. Als schwere Einheit könnte die mit Panzern ausgerüstete 3. Infanteriedivision dazukommen. Eine dritte Division des 18. Korps und eine Marineinfanterie-Division würden die US-Truppe komplettieren.


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