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Associated Press Worldstream - German July 1, 2002

Computer & Cyberspace "Gott verbrennt ihre Haeuser und Graeber"; Web-Site der El-Kaida ist nicht zu fassen; Versuche zur Abschaltung schlugen bislang fehl; Nach wenigen Tagen wieder im Netz

Korrespondentin Dafna Linzer

Eine obskure Adresse in Venezuela, ein Free-Mail-Account und eine Zahlungsanweisung an eine Bank in Malaysia reichten aus, um die Web-Site der Terrororganisation El Kaida ins Internet zu bringen. Etliche Versuche, sie von dort wieder zu verbannen, schlugen bislang fehl. Es dauert meist nur einige Tage, dann wird unter einer neuen Adresse wieder aufgerufen, El Kaida zu unterstuetzen und fuer die Vernichtung Amerikas zu beten.

Es liegt vor allem an der Leichtigkeit, mit der Inhalte auch ganz anonym ins Internet gestellt werden koennen, dass die Web-Site und ihre Hintermaenner sich bislang dem Zugriff der Polizei entziehen konnten. Und genau wie die fluechtigen El-Kaida-Fuehrer bleibt auch die Web-Site nicht lange an einem Ort, sondern wandert von einem Unternehmen, das Speicherplatz bereitstellt, den so genannten Hosts, zum anderen. In den vergangenen sechs Monaten nutzte sie neben einem Host in Malaysia ironischerweise auch zwei in den USA.

Die US-Polizei vermutet, dass El Kaida ueber diese Web-Site auch Informationen an moegliche Attentaeter verbreitet. Vielleicht, so wird spekuliert, werden Hinweise auf sicherere Kommunikationswege verbreitet. Mitteilungen koennten auch verschluesselt und eingebettet in unscheinbare Bilder uebermittelt werden.

Bis vor wenigen Tagen war die Web-Site des "Zentrums fuer islamische Studien und Forschung" noch auf einem Computer der Firma Liquid Web in Lansing im US-Staat Michigan zuhause. Das erste Mal tauchte sie wohl Anfang des Jahres beim malaysischen Web-Hoster Emerge Systems auf. Fuenf Monate spaeter, nachdem es einige Beschwerden ueber den Inhalt der Seite gab, wurde der Zugang gesperrt und die Polizei informiert. Wenige Tage spaeter tauchte sie wieder auf, diesmal auf einem Rechner von CI Host, einer Firma in Bedford in Texas. Nach Hinweisen wurde sie auch dort abgeschaltet und die Polizei informiert. Nur Stunden spaeter war sie wieder im Netz, auf einem anderen Rechner.

Fuer die Ermittler zeigt dies vor allem eines: dass diejenigen, die diese Web-Site betreuen, mit dem Internet sehr vertraut sind. Denn sie scheinen auch in der Lage zu sein, immer wieder Sympathisanten auf die neue Adresse aufmerksam zu machen, was meist wohl in so genannten Chat-Rooms geschieht. Diese Vertrautheit der El-Kaida-Anhaenger mit der Technik ueberrascht nicht, wenn man sich die Attentaeter vom 11. September anschaut, von denen viele studiert und Hochschulabschluesse hatten.

Das Internet sei ein globales Kommunikationsmittel, und El Kaida als global agierende Terrororganisation nutze es, sagt John Pike von der Gruppe GlobalSecurity.org, die sich mit Sicherheitsfragen beschaeftigt. "Vor eineinhalb Jahren gab es noch viele solcher Web-Sites, die fuer Propaganda genutzt wurden", sagt Pike. Aber diese scheine auch zu Steuerungszwecken eingesetzt zu werden.

Bei der Propaganda werden die US-Erfolge in Afghanistan heruntergespielt und die Verluste weit uebertrieben. Und dies wird auch auf andere Bereiche uebertragen. So wurde berichtet, dass 19 Waldbraende in den USA wueteten, als es gerade sieben waren. Eine Katastrophe habe die USA heimgesucht, hiess es dort. "Gott verbrennt ihre Haeuser und Graeber." Ein Sprecher der Organisation verkuendet, dass Osama bin Laden noch lebe, weitere Anschlaege werden angekuendigt. Ob dieses Material wirklich echt ist, laesst sich nicht ueberpruefen.

Der Systemadministrator von CI Host, Ren LeValley, sagt, die Web-Site sei von Malaysia aus mit falschen Angaben auf die Rechner der Firma gelangt. Angesichts von mehr als 150.000 Web-Sites aus 179 Laendern, die auf den Rechnern seien, sei es unmoeglich, alle Inhalte zu ueberpruefen. Wenn es Beschwerden gebe, werde die Firma natuerlich aktiv. Danach tauchte die Seite bei Liquid Web auf. Das Unternehmen erfuhr dann erst von der Nachrichtenagentur Associated Press, dass die Web-Site des "Zentrums fuer islamische Studien und Forschung" auf seinen Rechnern war. Und sie wurde sofort geloescht.

Pike haelt von diesem Vorgehen nicht viel. "Wenn ich Anti-Terror-Spezialist waere, dann wuerde ich sehr genau beobachten, wer diese Seite besucht. 99 Prozent sind sicher nur Neugierige, aber fuer das restliche eine Prozent wuerde sich die Beobachtung lohnen."


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