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Sueddeutsche Zeitung March 16, 2002

Auszuege eines Pentagon-Berichts lanciert; USA erwaegen offenbar Atomtests; Ausstieg aus Moratorium soll modernere Waffen ermoeglichen

Washington (AFP) - Die USA erwaegen offenbar die Wiederaufnahme von Atomtests. In Auszuegen aus einem Pentagon-Bericht zur US- Atompolitik, der in Washington oeffentlich gemacht wurde, heisst es, mit dem Ausstieg aus dem Atomtest-Moratorium koenne der Weg fuer die Entwicklung einer neuen Generation von Atomwaffen frei gemacht werden. "Obwohl die USA keine Bemuehungen scheuen, ihr Waffenarsenal ohne weitere Nukleartests zu entwickeln, koennte dies in unbestimmter Zukunft nicht mehr moeglich sein", steht in dem Dokument, das die Washingtoner Expertengruppe "GlobalSecurity.org" auf ihrer Internetseite veroeffentlichte.

Nach Ansicht der US-Experten lagern weltweit in etwa 1400 Bunkern Massenvernichtungswaffen. Derzeit verfuegte die US-Armee nicht ueber "geeignete Mittel" fuer die Zerstoerung dieser Depots tief unter der Erde. Unter anderem sei die Treffsicherheit der im Kalten Krieg entwickelten Atomwaffen ungenuegend. Kleinere und zielgenauere Nuklearwaffen muessten entwickelt werden, um "tief vergrabene" und "bewegliche" Objekte zu zerstoeren und "Kollateralschaden" zu vermeiden. Bis 2012 sollten die USA zwischen 1700 und 2200 Nuklearwaffen des neuen Typs stationiert haben, empfehlen die Verfasser des Berichts. Nach ihrer Einschaetzung werden "in einem Umfeld, das keine Tests vorsieht, objektive Urteile ueber die Faehigkeiten weit schwerer werden". Heftige Kritik ausgeloest hatten bereits die am vorigen Wochenende veroeffentlichten Passagen aus dem Bericht zu moeglichen US-Atomangriffen auch gegen solche Staaten, die nicht ueber eigene Nuklearwaffen verfuegen. US-Aussenminister Colin Powell sagte indes am Dienstag in Washington vor einem Senatsausschuss, dass die USA nicht beabsichtigten, das Moratorium ueber den Stopp von Atomtests zu brechen.

Bereits im vorigen Jahr kursierten in Washington Geruechte, wonach die Regierung von Praesident George Bush das 1992 erklaerte Moratorium beenden wolle. Seit Beginn des Moratoriums haben die USA offiziell keine Atomwaffen mehr getestet. Washington trat 1996 dem Atomteststopp-Abkommen bei. Allerdings lehnte der Senat 1999 das Abkommen ab, nachdem Indien und Pakistan Atomwaffen getestet hatten. Russland und die USA verhandeln derzeit ueber einen Abbau ihrer Atomwaffen um je rund zwei Drittel auf 1700 bis 2200 Sprengkoepfe. Strittig ist unter anderem die US-Forderung, einen Teil der ausrangierten Sprengkoepfe in Reserve zu halten.


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