
Verlag Heinz Heise March 15, 2002
US-Papiere zu Atomwaffeneinsatz im Internet veröffentlicht
Wieder einmal hat das Web gezeigt, wie wichtig es sein kann, um Informationen zu verbreiten, die traditionelle Medien nicht oder nur ungenügend an die Öffentlichkeit bringen. Von der LA Times wurde vor einigen Tagen in einem Artikel Einzelheiten über den geheimen Teil des Nuclear Posture Review Report (NPR) bekannt, die für großes Aufsehen sorgten.
Gefordert wird in dem NPR-Bericht, der dem US-Senat Anfang Januar vorgelegt wurde, nicht nur, dass die USA sich auf den Einsatz von Nuklearwaffen gegen bestimmte Länder vorbereiten müssen, sondern dass auch kleinere Nuklearwaffen für den Einsatz in begrenzten Kriegen entwickelt werden müssten. Zu den Ländern, die explizit in dem Bericht genannt werden, gehören neben den Staaten der "Achse des Bösen" (Iran, Irak, Nordkorea) auch weitere Schurkenstaaten (Libyen und Syrien) sowie China und Russland. Nach dem Bericht müssten sich die USA darauf vorbereiten, Nuklearwaffen im arabisch-israelischen Konflikt einzusetzen, aber auch in einem möglichen Krieg zwischen China und Taiwan oder bei einem Angriff Nordkoreas auf Südkorea. Zwar wird gesagt, dass Russland offiziell kein "Feind" mehr sei, aber die 6.000 noch vorhandenen Nuklearsprengköpfe und die 10.000 kleineren Nuklearwaffen würden weiterhin ein Sicherheitsproblem darstellen.
Die US-Regierung versuchte nach dem Bekanntwerden der Inhalte abzuwiegeln und betonte, dass es hier eigentlich um keine neue Politik gehe. Es würde sich auch um keinen Plan handeln, sondern lediglich um Überlegungen, wie die Verteidigung umgestellt werden müsse, um neuen Gefahren begegnen zu können. Präsident Bush hat in seiner letzten Pressekonferenz klar erklärt, dass er sich auch gegen Länder, die Massenvernichtungsmittel besitzen oder einsetzen, den Einsatz von Nuklearwaffen als Möglichkeit offen halten werde. Außenminister Powell versicherte überdies, dass keine neuen Atomwaffen entwickelt worden sind oder entwickelt werden. Allerdings wurde bereits eine ältere Atombome als "bunker buster" modifiziert (Mini-Nukes gegen Schurkenstaaten).
John Pike, der ehemals bei der Federation of American Scientists für Rüstung, Weltraum und Aufklärung zuständig war und seit einiger Zeit die Website Global Security aufbaut, ist in den Besitz des Berichts gelangt und hat umfangreiche Auszüge ins Netz gestellt. Aus diesen geht hervor, dass das Pentagon einerseits abrüsten und andererseits den Einsatz von Nuklearwaffen erweitern will. Dringend empfohlen werden neue Atomwaffen mit geringerer Sprengkraft, mit denen präzise und mit möglichst geringen Kollateralschäden beispielsweise tief unter der Erde befindliche Bunker und dort lagernde Massenvernichtungswaffen zerstört werden könnten, die sich mit den konventionellen Bomben ("bunker buster") nicht ereichen lassen.
(c) 2002, Verlag Heinz Heise